Dr.in Kerstin Nonn
Unterstützte Kommunikation (UK) in den ersten sechs Lebensjahren. Den Einstieg in Beratung und Therapie erfolgreich meistern.
Wenn Menschen in ihrer Sprache und Kommunikation schwer beeinträchtigt sind, sind ihre Kooperationsfähigkeit und Teilhabe an der menschlichen Gemeinschaft erschwert, ihre Lebensqualität und Selbständigkeit sind stark reduziert. Unterstützte Kommunikation (UK) stellt Kindern ohne ausreichende Lautsprache, ihren Familien und weitern Bezugspersonen ihrer sozialen Umgebung zur Lautsprache alternative oder ergänzende Kommunikationsformen zur Verfügung, so dass alle Beteiligten lernen, sich via UK mitzuteilen und auszutauschen. Ein entwicklungs- und ressourcenorientierter Therapieansatz mit Lernzielen, einem systematischen Vorgehen und konkreten Tipps wird vorgestellt. Ein Schwerpunkt wird sein: Wie fange ich an bei Kindern im Alter zwischen 2 – 6 Jahren? Welche alternativen Kommunikationsformen gibt es? Wie reflektiere ich Möglichkeiten und Grenzen in der Versorgung eines unterstützt kommunizierenden Kindes? Denn Kinder ohne ausreichende Lautsprache können von UK sehr profitieren. Grenzen bestehen häufig in der Umsetzung von UK in den Alltag. Denn UK ist nur dann erfolgreich, wenn das Kommunikationssystem im Alltag stets und überall mit dabei ist und die Bezugspersonen in der Lage sind, die Kommunikation via UK dem Kind vorzumachen und durch gezielte Strategien zu unterstützen. Eine wohlwollende Haltung der Kommunikationspartner, die eine Kommunikation beider Partner auf Augenhöhe miteinschließt, ist für ein Gelingen der UK-Versorgung essenziell. Die positiven und weitreichenden Folgen sind eine sprachliche und kommunikative Kompetenz sowie eine selbstbestimmte Kommunikation des unterstützt kommunizierenden Kindes, das sich als selbstwirksam erlebt.
Die Teilnehmenden sollen aktuelles und vertiefendes Wissen zu UK-Methoden und dem Gelingen von UK-Intervention durch das Einbeziehen des sozialen Umfelds erwerben und auf die Behandlung unterstützt
Dr.in Kerstin Nonn schloss ihre Ausbildung zur Logopädin 1993 an der Staatlichen Lehranstalt für Logopäden in Münster ab. Von 1993- 1997 studierte sie in Aachen Lehr- und Forschungslogopädie. Sie arbeitete von 1997 – 2002 als Lehrlogopädin an der Staatlichen Schule für Logopädie am Universitätsklinikum der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Seit 2002 ist sie Leitende Lehrlogopädin bzw. Leiterin der Staatlichen Berufsfachschule für Logopädie am Klinikum der Universität München. Unterstützte Kommunikation (UK) lernte sie während eines Auslandssemesters am Trinity College Dublin kennen und war 1 ½ Jahre Mitarbeiterin am niederländischen Forschungsinstitut für Rehabilitation in Hoensbroek mit dem Schwerpunkt UK. Seit 1995 arbeitet sie in der Diagnostik, Beratung und Therapie von UK und versucht durch Forschung, Publikationen und Seminare, dieses wichtige Grundlagenfach in der Logopädie und in weiteren Berufen der Heil- und Sonderpädagogik zu etablieren. 2015 schloss Kerstin Nonn ihre Promotion zum Thema narrative Fähigkeiten von Menschen mit geistiger Behinderung unter besonderer Berücksichtigung von Leichter Sprache ab.
Dr.in Anke Buschmann
Es lohnt sich! Diagnostik und Frühintervention bei spätem Sprechbeginn.
Ergebnisse aus der Heidelberger Late-Talker-Längsschnittstudie.
20 Jahre ist es her, dass im deutschsprachigen Raum die erste Interventionsstudie bei spätem Sprechbeginn startete und über einen Zeitraum von 15 Jahren als „Heidelberger Late-Talker-Längsschnittstudie“ fortgeführt wurde. Es ist Zeit für einen Rückblick und eine Einordnung der Ergebnisse in den internationalen Kontext. Eine Besonderheit der Studie war die Art der Frühintervention: Nicht die Kinder erhielten Therapie, sondern die Eltern wurden in der Interaktion mit ihren zweijährigen Kindern geschult und systematisch dazu befähigt, diese in ihrem Spracherwerb zu unterstützen (HET Heidelberger Elterntraining; Buschmann, 2024).
Im Vortrag wird berichtet über die:
- Ergebnisse der Differenzialdiagnostik mit 2 Jahren,
- Aufholerraten bis 3 Jahre in Interventions- und Wartegruppe,
- Entwicklungsverläufe der Kinder bis ins Vorschul-, Grundschul- und Jugendalter einschließlich schulischer Fertigkeiten.
Im Resümee werden die Wirkkomponenten des HET skizziert und im Zusammenhang mit Daten zum weitreichenden Einfluss des elterlichen Interaktionsverhaltens auf den Spracherwerb zusammenfassend präsentiert.
Dr.in Anke Buschmann absolvierte ein Studium der Psychologie in Marburg.
Es folgte eine klinische und wissenschaftliche Tätigkeit im Sozialpädiatrischen Zentrum, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Heidelberg.
Seit 2006 erfüllt sie verschiedene Lehraufträge. 2009 Promovierte sie an der Universität Frankfurt. Von 2010 bis 2012 Vertretung einer Professur für Entwicklungspsychologie der Sprache an der PH Heidelberg. 2015 Gründung und Leitung des ZEL – Zentrum für Entwicklung und Lernen, Heidelberg.
Prof. Dr. Marcus Hasselhorn
Wie lernen Kinder zwischen 3 und 7 Jahren? Meilensteine und Folgen der kognitiven und motivationalen Entwicklung.
Menschen lernen in allen Phasen ihres Lebenslaufes. Es ist jedoch ein Trugschluss anzunehmen, dass Lernen auch zu jeder Zeit im Lebenslauf nach den gleichen Prinzipien funktioniert. Was gleich bleibt sind die Bereiche individueller Voraussetzungen, die die Möglichkeiten des Lernens bestimmen, wenn auch in verschiedenen Altersabschnitten in unterschiedlicher Weise. Zu diesen individuellen Lernvoraussetzungen gehören verschiedene kognitive und motivationale Mechanismen, die für den Erwerb neuen Wissens entscheidend sind. Im Vortrag werden die Meilensteine dieser Entwicklung zwischen 3 und 6 Jahren beschrieben und die Folgen dieser Entwicklungsveränderungen beispielsweise für den Spracherwerb skizziert.
Seit 2007 hat Prof. Dr. Marcus Hasselhorn eine Professur für Psychologie und Direktor der Abteilung „Bildung und Entwicklung“ am DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation. 2008 wurde unter seiner Leitung das Frankfurter Forschungszentrum IDeA (Center for Research on Individual Development and Adaptive Education of Children at Risk) gegründet, dessen wissenschaftliche Leitung er bis 2019 inne hatte. 2012 bis 2019 war er Geschäftsführender Direktor des DIPF. Außerdem ist er Sprecher des 2013 gegründeten Leibniz-Forschungsnetzwerk Bildungspotenziale.
Sein Forschungsschwerpunkte liegen in der Entwicklung individueller Voraussetzungen erfolgreichen Lernens, der Diagnostik, Prävention und Intervention bei Lern- und Leistungsstörungen, der individuellen Förderung sowie der frühen Bildung.
Antje Voß
Vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen!
Geschichten entwickeln mit Kindern in der logopädischen Therapie.
Die kognitive Ressource des roten Fadens, die das Erzählen erleichtert, steht Kindern mit Spracherwerbsstörungen in unterschiedlicher Weise zur Verfügung. Ist diese ausreichend entwickelt, wird das Erzählen leicht, trotz Spracherwerbsproblematik. Ist sie noch jung gereift, fordert es viel Kooperation und Geduld von allen Beteiligten.
Eine Geschichtenstruktur, die sich in unserer logopädischen Therapie mit Kindern bewährt hat, wird vermittelt. Während des Kurses können sie diese Struktur anwenden und eine eigene Geschichte entwickeln. Hilfreiche Prinzipien für das freie Erzählen werden dabei benannt. Einen sicheren Ort fürs Erzählen bietet das japanische Papiertheater (Kamishibai).
Abschließend werden anhand der Geschichte eines Therapiekindes Symbolisierungskraft und Lösungsfindung thematisiert.
Antje Voß unterstützt seit 22 Jahren mit logopädischer Therapie Eltern und deren Kinder zum Thema Kommunikation und Spracherwerb. Dabei arbeitet sie im Kontext von Frühförderung, Kindergarten und Schule sowie in freier Praxis. In Supervisionen bei Dr. Dietmut Niedecken stand für sie das Nachdenken über die hilfreiche Wirkung der psychodynamischen Logopädie im Vordergrund. 2019 gründete sie zusammen mit Kolleginnen in Hamburg den Arbeitskreis zur entwicklungspsychologischen Sprachtherapie. Sie setzt sich für die Vermittlung dieser Therapieform an Berufskolleg*innen ein. Der Fokus ihrer Arbeit mit Kindern liegt im Bereich der Entwicklung von Erzählkompetenzen.
Tanja Jahn
Troubleshooting in der Arbeit mit dem PLAN Phonologie Material
Sie planen Ihre Phonologietherapie nach dem PLAN, aber dann läuft’s gar nicht planmäßig?
Der Patholinguistische Ansatz PLAN-Phonologie (Kauschke & Siegmüller, 2019) kann mit Kindern ab drei Jahren in den Bereichen Wortstruktur, Wortbetonung oder Phonologie angewendet werden. Das kindgerecht aufbereitete Therapiematerial umfasst u.a. Minimalpaarbilder, Symbolkarten sowie Inputgeschichten und bietet die Möglichkeit einer strukturierten Vorgehensweise. Neben indirekten Methoden wie der Inputspezifizierung kommen direkte Methoden wie die Identifikation und Differenzierung von Lauten sowie die Minimalpaartherapie zum Einsatz.
Trotz solchen fundierten Konzepten und einer detaillierten Planung stoßen Therapeutinnen und Therapeuten im Praxisalltag jedoch immer wieder an ihre Grenzen, wenn Kinder in der Therapiesituation nicht wie geplant reagieren. Hier sind kreative Lösungen gefragt, um sowohl das Kind als auch unsere logopädischen Ziele im Blick zu behalten.
Worauf wir bei der Umsetzung des PLAN-Phonologie Materials achten sollten und welche „Stolpersteine“ auftreten können, wird in diesem Vortrag anhand von Fall- und Videobeispielen genauer beleuchtet. Entsprechende Lösungswege werden thematisiert und zur Diskussion gestellt.
Literatur:
Kauschke, C. & Siegmüller, J. (Hrsg.) (2019). Materialien zur Therapie nach dem Patholinguistischen Ansatz – Phonologie. Elsevier Verlag München.
Tanja Jahn, Dipl. Logopädin, schloss ihr Studium der Lehr- und Forschungslogopädie an der RWTH Aachen 1996 ab. Seiter ist sie Lehrlogopädin im Fachbereich „Kindersprache“ und unterrichtet aktuell an der SRH Fachschule für Logopädie in Düsseldorf.
Neben ihrer Lehrtätigkeit arbeitet sie in einer logopädischen Praxis und ist als Referentin und Autorin tätig. Gemeinsam mit Christina Kauschke und Karin Hein entstanden die Materialien zur Therapie nach dem Patholinguistischen Ansatz (PLAN) für den Bereich Phonologie (Kauschke & Siegmüller, 2019).